Hauptvorträge

Referent:Gerhard Reese
Datum:Mittwoch, 15.03.2023
Zeit:18:00 – 20:00 Uhr

 

Eröffnungsvortrag

Nur noch kurz die Welt retten? Die Rolle der Psychologie beim Umgang mit sozial-ökologischen Krisen.

In der Wissenschaft herrscht Einigkeit darüber, dass die Menschheit für die sich stetig verschlechternde Situation des Erdsystems verantwortlich ist. Diese Situation, charakterisiert etwa durch den Verlust biologischer Vielfalt, Veränderungen der Landnutzung oder den Klimawandel, erfordert rasches und konzertiertes Handeln, um lebensbedrohliche Szenarien zu verhindern. Die lange vernachlässigten psychologischen Prozesse, die für eine sozial-ökologische Transformation eine zentrale Rolle spielen, tragen zum Verständnis des notwendigen Systemwandels bei. Der Vortrag widmet sich der Ansicht, dass dabei ein Fokus auf kollektive, statt auf individuelle Prozesse entscheidend ist, um die Hebel im System zu definieren. Insbesondere soll dabei die Rolle dieser Prozesse innerhalb eines mehrstufigen Modells der Transformation dargestellt werden. Ausgehend von dieser Perspektive werden empirische Arbeiten zu verschiedenen Verhaltensweisen vorgestellt (z. B. Mobilität, Ernährungsverhalten, Aktivismus, Konsum, Unterstützung politischer Maßnahmen) und aufgezeigt, wie diese mit Fragen der sozialen Identität zusammenhängen. Eine anschließende anregende und kontroverse Diskussion darüber, wie diese Forschung die Grenzen und Möglichkeiten der Psychologie beim Verständnis – und der Bewältigung – globaler Krisen aufzeigt, ist sehr erwünscht.

Referent:Luise Reddemann
Datum:Donnerstag, 16.03.2023
Zeit:9:00 – 10:00 Uhr

Die Welt als unsicherer Ort – In der letzten Zeit hat uns das Leben vor große Herausforderungen gestellt: Klimakrise, das Hochwasser in Rheinland-Pfalz und NRW, das Virus und der Umgang damit und die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine. Letzteres erlebe ich als „Kriegskind“ am bedrohlichsten. So stellen sich viele Fragen, wie mit diesen Herausforderungen umgegangen werden kann, insbesondere mit den Folgen, denen wir in unseren Behandlungen begegnen.

1.    Wir sind alle von diesen Herausforderungen betroffen, so dass es wichtig ist, dass wir für uns unser Betroffensein und wie wir damit umgehen, klären, damit wir unsere Patient*innen nicht mit Eigenem belasten.

2.    Existentielle Themen sind in den hierzulande zugelassenen Verfahren wenig präsent. Sie sind aber bei den o. g. Problematiken hoch relevant und es ist erforderlich, dass wir uns auch damit befassen, um den Schwierigkeiten, mit denen uns Patient*innen aktuell konfrontieren könnten, angemessen zu begegnen.

3.    Biographische Einordnung und die notwendigen Antworten im Umgang mit ihnen sind natürlich weiterhin von Bedeutung.

4.    Dazu benötigen Therapeut*innen mehr denn je auch Kenntnisse der Geschichte Europas im 20. und auch in diesem Jahrhundert.

Im Vortrag sollen diese Themen behandelt werden und es soll über einen angemessenen Umgang damit nachgedacht werden.

Empfohlene Lektüre: L.Reddemann: „Die Welt als unsicherer Ort“. Klett-Cotta sowie „Kriegskinder und Kriegsenkel in der Psychotherapie“ Klett-Cotta.


Referent:Anja Hilbert
Datum:Freitag, 17.03.2023
Zeit:9:00 – 10:00 Uhr
Raum:HS 1a


Psychotherapie der Binge-Eating-Störung

Die Binge-Eating-Störung (BES) ist durch wiederkehrende Essanfälle gekennzeichnet, die ohne regelmäßige unangemessene Maßnahmen zur Gewichtskontrolle auftreten. Als eigenständige psychische Störung ist sie erstmals nach DSM-5 und ICD-11 klassifizierbar. Die BES ist die häufigste Essstörung und beginnt zumeist im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter. Die Betroffenen leiden unter einer erhöhten Psychopathologie, psychischen Komorbidität, Adipositas und deren Folgeerkrankungen sowie unter substantiellen Beeinträchtigungen der Lebensqualität. Der Vortrag gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur BES, stellt evidenzbasierte Ansätze zur Psychotherapie mit Bezug zu den aktuellen S3-Leitlinien dar und beschreibt neue Entwicklungen, darunter die Neuromodulation und digitale Behandlung. Diagnostische und therapeutische Implikationen der veränderten diagnostischen Kriterien nach ICD-11 werden diskutiert.

Referent: Monika Bormann
Datum:Samstag, 18.03.2023
Zeit:09:00 – 10:00 Uhr
Raum:HS 1a

Eigener Verdacht auf Kindeswohlgefährdung bei Beobachtungen in der Kindertherapie, bei Beobachtungen der erwachsenen Patient*innen, die zuhause Kinder haben, Aussagen von Kindern, Aussagen aus dem Umfeld, Kinderpsychotherapie oder psychosoziale Familienhilfe im Rahmen eines Schutzkonzeptes, Kindertherapie nach erfolgten Schutzmaßnahmen, Elterntherapie nach erfolgten Schutzmaßnahmen, Arbeit mit Geschwistern, Großeltern, jugendlichen Freund*innen …, Kooperation in Netzwerken zum Kinderschutz … Es gibt viele Berührungspunkte zur Kindeswohlgefährdung für Psychotherapeut*innen und Berater*innen.

Dieser Vortrag spannt den Bogen vom ersten Verdacht über die Klärungsschritte bis zur Intervention. Er geht auf die Besonderheiten im Umgang mit den möglicherweise bedrohten Kindern und ihren möglicherweise gefährdenden Eltern ein und setzt die Handlungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten in den aktuell gültigen Rechtsrahmen.

Referentin:Eva-Marie Kessler
Datum:Sonntag, 19.03.2023
Zeit:09:00 – 10:00 Uhr
Raum:HS 1a

 

Entgegen gängiger Vorurteile ist Psychotherapie im Alter nachweislich wirksam. Trotz Leitlinienempfehlungen sind jedoch vor allem sehr alte, vulnerable Menschen immer noch äußerst schlecht versorgt. In dem Vortrag wird der psychotherapeutische Versorgungsbedarf im Alter beschrieben und der Versorgungsrealität im stationären und ambulanten Bereich entgegengesetzt. Zudem werden evidenzbasierte psychotherapeutische Verfahren und Methoden für die Betroffenen skizziert. Auf der Grundlage des neusten, internationalen Forschungsstandes werden einige Leitprinzipien des psychotherapeutischen Arbeitens dargestellt und ein kurzer Einblick in konkrete Therapiesituationen gegeben.