Eröffnungsvortrag
Referentin: Susanne Bücker
Datum: Mittwoch, 19.03.2025
Uhrzeit: 18:00–20:00 Uhr
Einsamkeit: Erkennen, verstehen, handeln
In den letzten Jahren, besonders seit der Corona-Pandemie, rückte das Thema Einsamkeit verstärkt in den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Fokus. Einsamkeit beschreibt ein subjektiv wahrgenommenes Defizit in den eigenen sozialen Beziehungen im Hinblick auf quantitative (z. B. Anzahl sozialer Kontakte) und/oder kommunale qualitative Aspekte (z. B. empfundene Nähe zu Interaktionspartner*innen). Besonders dann, wenn sich Menschen über längere Zeit hinweg und in diesem Sinne chronisch einsam fühlen, haben sie ein erhöhtes Risiko für verschiedene psychische Störungen und körperlichen Erkrankungen. Auf diese Weise wird Einsamkeit zu einem transdiagnostischen Symptom, das auch im Rahmen einer Psychotherapie von verschiedenen Patient*innengruppen berichtet wird. Die deutlichen negativen gesundheitlichen Konsequenzen der Einsamkeit unterstreichen die Notwendigkeit, evidenzbasierte Interventionen gegen Einsamkeit zu etablieren. Prof. Dr. Susanne Bücker, Professorin für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an der Universität Witten/Herdecke, forscht seit ca. 7 Jahren zu Einsamkeit und widmet sich in ihrer Keynote der Komplexität dieses Themas. Sie beleuchtet Einsamkeit in unterschiedlichen Altersgruppen und deren Risikofaktoren, sowie die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen, die Einsamkeit nach sich ziehen kann. Anhand aktueller Forschungsergebnisse zeigt Prof. Dr. Bücker auf, welche therapeutischen Interventionen gegen Einsamkeit wirken und bietet Anregungen für den Umgang mit von Einsamkeit betroffenen Menschen. Darüber hinaus werden auch Interventionen thematisiert, die auf einer strukturell-gesellschaftlichen Ebene ansetzen. Ihr Beitrag unterstreicht die Bedeutung von Einsamkeit als ein zentrales gegenwärtiges Problem und regt zur Reflexion und Diskussion an, wie gesellschaftliche und therapeutische Reaktionen und Lösungen gestaltet werden können.
Hauptvorträge
Referentinnen: Aleksandra Kaurin, Julia Asbrand, Claudia Calvano
Datum: Donnerstag, 20.03.2025
Uhrzeit: 09:00–10.00 Uhr
Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen: eine sozio-ökologische Perspektive
Studien weisen auf eine Zunahme der psychischen Belastung bei Kindern und Jugendlichen hin, insbesondere seit der COVID-19 Pandemie. Zugleich wird öffentlich, stärker denn je, über Fragen der Gerechtigkeit, Gleichbehandlung und Versorgung diskutiert. Über die Themenschwerpunkte Rassismus, Genderidentität und Klimakrise stellen wir ein gemeinsames Modell dazu vor, wie eine sozio-ökologische Perspektive von Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen gelingen kann, die unterschiedliche Lebensrealitäten in den Fokus nimmt.
Referent: Thomas Berger
Datum: Freitag, 21.03.2025
Uhrzeit: 09:00–10.00 Uhr
Digitale Interventionen und Blended Psychotherapien bei psychischen Problemen und Erkrankungen
Digitale psychologische Interventionen werden seit über zwei Jahrzehnten bei verschiedenen psychischen Problemen und Erkrankungen erforscht. Sie haben das Potenzial, viele und auch bislang unterversorgte, Menschen zu erreichen und die psychotherapeutische Behandlung, zum Beispiel im Rahmen von Blended Psychotherapien, zu ergänzen und zu erweitern. Innovative Forschungsansätze tragen dazu bei, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie und bei wem welche Therapiekomponenten wie wirken. Trotz dieser Vorteile stehen digitale Interventionen vor einigen Herausforderungen. Obwohl sie in zahlreichen Ländern Einzug in die Routinebehandlung genommen haben, bleibt die Reichweite vergleichsweise begrenzt. Zudem ist die Wirksamkeit bestimmter Ansätze, wie Blended Psychotherapie, noch nicht ausreichend geklärt. Dieser Vortrag beleuchtet vor dem Hintergrund verschiedener Studien die Chancen und Herausforderungen digitaler Interventionen.
Referentin: Johanna Böttcher
Datum: Samstag, 22.03.2025
Uhrzeit: 09:00–10.00 Uhr
Transdiagnostische Ansätze in der KVT – neues Teil oder alter Hut?
In den letzten beiden Jahrzehnten rückten transdiagnostische Ansätze immer mehr in den Fokus der verhaltenstherapeutischen Psychotherapieforschung. Zu eng schienen die Grenzen störungsorientierter Ansätze, zu ungenau. Wenn die Mehrheit der Patient*innen mit mehr als einer psychischen Störung in die Behandlung kommen und die Störungsbilder in sich so heterogen sind, dass sie wenig handlungsleitend sind, ist der Nutzen störungsspezifischer Manuale in der Praxis beschränkt. Gleichzeitig orientieren sich Behandler*innen, insbesondere in Deutschland, seit jeher wenig an Manualen und führen ihre Therapien meist transdiagnostisch, anhand einer individuellen Fallkonzeption, durch. Was ist also neu an den heutigen transdiagnostischen Ansätzen und wie können Forschungsergebnisse dazu die klinische Praxis bereichern?
In diesem Vortrag wird die Fülle transdiagnostischer Ansätze in der KVT vorgestellt und wichtige Charakteristika herausgearbeitet. Einheitliche Ansätze, in denen alle Patient*innen die gleiche Behandlung erhalten, können von individualisierten Ansätzen unterschieden werden. In letzteren werden Behandlungspläne aufgrund unterschiedlich scharf definierter Kriterien individuell auf die Patient*innen zugeschnitten. Anhand zweier aktueller Forschungsprojekte zum Unified Protocol und zu einer störungs- und verfahrensübergreifenden Blended Care Intervention werden die Chancen und Grenzen dieser unterschiedlichen transdiagnostischen Ansätze beleuchtet. Es wird insbesondere der Frage nachgegangen, inwiefern der transdiagnostische Blickwinkel helfen kann, die Evidenzbasierung unserer Behandlungen voranzutreiben und ob er eventuell zu einer Annäherung von Psychotherapieforschung und klinischer Praxis beitragen kann.
Johanna Boettcher ist Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie (Schwerpunkt Verhaltenstherapie) an der Psychologischen Hochschule Berlin. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören neben transdiagnostischen Verfahren insbesondere die Evaluation digitaler Interventionen, die Untersuchung von Wirkmechanismen und Nebenwirkungen und die Erforschung transkultureller Ansätze. Ihre Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin hat sie an der DGVT Berlin absolviert.
Referent: Dipl. Psych. Sven Hanning
Datum: Samstag, 22.03.2025
Uhrzeit: 16:30–18:00 Uhr
Ganz viel Wert – Psychotherapie bei Selbstwertproblemen
Wie bin ich und wie will ich sein? Selbstwertprobleme werfen einen langen Schatten auf die Leben der Betroffenen: Sie halten sich für minderwertig, nicht liebenswert, unfähig und erfolglos. Selbstwertprobleme spielen bei zahlreichen Störungsbildern eine Rolle und stellen häufig den Kern der Symptomatik dar.
Wie können wir die Beschwerden unserer Patient*innen durch die Selbstwertbrille verstehen? Wie können wir therapeutisch am Selbstwert arbeiten?
Der Vortrag vermittelt einen Überblick über zugrundeliegende Modelle und leitet anschaulich praxistaugliche Interventionen ab, um Selbstwertprobleme auf verschiedenen Ebenen zu bearbeiten. Alle Interventionen verfolgen über verschiedene Zugänge die übergeordneten Therapieziele: die Regeln der Selbstbewertung aufdecken und hinterfragen, ein realistisches, komplexes Selbstbild etablieren, Selbstakzeptanz aufbauen und einen freundlichen Umgang mit sich selbst ermöglichen.
Dipl.-Psych. Sven Hanning ist als psychologischer Psychotherapeut in einer freien Praxis in Dortmund niedergelassen. Als Supervisor und Selbsterfahrungsleiter unterstützt er die Ausbildung angehender Psychotherapeut*innen. Als Dozent gibt er Seminare und Workshops auf Kongressen und an Ausbildungsinstituten u. a. zu den Themen Selbstwert und zu existenziellen Fragen in der Psychotherapie. Als Autor hat er u. a. mit Dipl.-Psych. Fabian Chmielewski den Ratgeber „Ganz viel Wert – Selbstwert aktiv aufbauen und festigen“ (Beltz, 2019) und die „Therapie-Tools Selbstwert“ (Beltz, 2021) veröffentlicht.